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ORNAMENTA Kolumne September 2022

DER DUFT DER ERINNERUNG

Irgendwo am Rande des Schwarzwalds sinken die Temperaturen und die Jahreszeiten ändern sich, und die natürlichen Aromen des Nordschwarzwalds werden durch den Geruch von geräuchertem Fisch unterstrichen, der durch die Luft strömt, um die Ornamenta-Gemeinde zur letzten monatlichen Zusammenkunft zu begrüßen. Bei unserer Ankunft fragten wir uns, inwieweit die richtigen Düfte, Gerüche und Parfums die Fähigkeit haben, spontan autobiografische Erinnerungen hervorzurufen.

Bevor wir uns auf den Weg machten, sprach Raphael Mürle in seiner neuesten Performance im Stadtmuseum Pforzheim einige der anstehenden Themen des Abends an. Mürles Figurentheater amüsierte das Publikum mit einem witzigen Rückblick auf das Inhalatorium, dass das Thema des kulturellen Austauschs zwischen regionalen und gastgebenden Gemeinden wieder aufgreift. Im Wald präsentierte die Schriftstellerin und Kuratorin Sumaya Kassim, Autorin des einflussreichen Essays “Das Museum wird nicht dekolonisiert”, eine performative Lesung eines in Arbeit befindlichen Werks, das familiäre Verbindungen erforscht und gleichzeitig das olfaktorische Gedächtnis thematisiert; wie unser Geruchssinn unsere autobiografischen Erfahrungen in der Welt steuert und uns in und aus der Zeit transportiert. Ebenfalls auf der Veranstaltung zu sehen waren die Werke von Sonja Keppler, einer Künstlerin, die sich von der Kunst indigener Völker inspirieren ließ und eine Reihe ihrer Rauchskulpturen im Freien ausstellte. Auf der Grundlage historischer und traditioneller Räuchergefäße greifen diese Werke das Geruchserlebnis auf und rufen einen kulturellen Austausch hervor, während sie alte und neue persönliche Erinnerungen wecken. Die Gerüche des Waldes und der nahen Industrieumgebung verbanden sich mit den geräucherten Forellen aus dem Räucherofen von Günther Schulers vom Angelsportsverein Enzberg e.V. zu einem einzigartigen sinnlichen Erlebnis, als unsere Geschmacksnerven mit einer Probe des geräucherten Fisches belohnt wurden. Schulers Räucherverfahren verbindet Rituale und Traditionen, die uns daran erinnerten, wie unsere Sinne affektiv gestimmt werden können. In der anschließenden Diskussion fragten wir uns, an welchem Punkt sich kulturelle Traditionen und Austausch überschneiden und wie durch die Luft schwebender Rauch in unsere Sinne eindringen und einen schwachen Hauch von Erinnerung hinterlassen kann, der über die Zeit hinweg anhält.

Fotos: Karolina Sobel

ORNAMENTA column September 2022

THE REDOLENCE OF MEMORY

Somewhere at the edge of the Black Forest, the temperature dips and the seasons change enhancing the natural aromas of the Nordschwarzwald punctuated with the smell of smoking fish coursing through the air to greet the Ornamenta crowd for the latest monthly gathering. Upon arrival, we asked, to what extent do the right fragrances, smells, and perfumes have the ability to spontaneously cue autobiographical memories.

Before our departure, Raphael Mürle’s latest Stadtmuseum Pforzheim performance addressed some of the upcoming themes for the evening’s proceedings. Mürle’s Figurentheatre amused the public with a witty review of the Inhalatorium Gemeinde reintroducing the themes of cultural exchanges between regional and visiting communities. In the forest writer and curator Sumaya Kassim, author of the influential essay, ‘The museum will not be decolonised’, presented a performative reading of a work in progress which explores family connections while addressing olfactory memory; how our sense of smell guides our autobiographical experience in the world, transporting us in and out of time. Also on display at the gathering were the works of Sonja Keppler, an artist drawing inspiration from the art of indigenous peoples she presented a series of her smoke sculptures on an open-air display. Based on historical and traditional smoking vessels these works tap into the olfactory experience and evoke a cultural exchange whilst arousing old and instilling new personal memories. The smells of the forest and nearby industrial surroundings coalesced with the smoking trout from the Räucherofen (smoking oven) of Angelsportsverein Enzberg e.V’s Günther Schulers, for a unique sensual experience as our tastebuds were rewarded with a sample of the smoked fish. Schuler’s smoking process combines rituals and traditions which reminded us of how our senses can be affectively tuned. During the discussion afterwards, we wondered, at what point do cultural traditions and exchange overlap and like smoke drifting through the air enter our senses leaving a faint redolence of memory that lingers through time?

Photos: Karolina Sobel